Mittwoch, 12. Oktober 2016

Der Nobelpreis für ein grünes Protein

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In Erinnerung an Roger Tsien (01.02.1952 - 24.08.2016)

2008 ging der  Nobelpreis für Chemie (1.4 Millionen Euro inklusive einer Reise nach Stockholm) an Roger Tsien, Osamu Shimomura und Marty Chalfie für ihre Arbeit mit GFP (Green Fluorescent Protein), ein Protein das in der Dunkelheit grün leuchtet.

Osamu Shimomura verbrachte sein Lebenswerk mit der Suche nach und der Erforschung der  Kristallqualle (Aequorea Victoria), in der dieses Protein gefunden wurde (wegen eben diesem Protein ist die Qualle biolumineszent). Shimomura war der Erste, der reines GFP isolieren konnte (im Jahr 1962).

Douglas Prasher hatte in den 80ern und frühen 90ern bahnbrechende Publikationen über die Isolierung von der DNA, welche das GFP kodiert. Ohne seine Arbeit wäre es nicht möglich gewesen dieses Protein in anderen Lebewesen als der Qualle anzuwenden (GFP hat heutzutage mehrere Verwendungen; zum Beispiel leuchten genau in dieser Sekunde viele Tiere grün … für Medizinische Untersuchungen).

shine on blue
http://www.conncoll.edu/ccacad/zimmer/GFP-ww/images/shine0.jpg



Marty Chalfie, mit viel Erfahrung im Bereich von neurologischer Architektur in Würmern (seine Forschungsartikel wurden in den 80ern in erstklassigen Zeitschriften publiziert), war sehr interessiert an GFP. Er wollte mit diesem Protein seine Würmer färben und kontaktierte dafür Prasher.

Unglücklicherweise für Prasher wurde sein Geld knapp und er war nicht mehr in der Lage weiter selbst mit GFP zu arbeiten. Aber wie alle anderen „warmherzigen Forscher“, teilte er sein Wissen und Material mit anderen Forscher wie Tsien und Chalfie. Mit dieser Hilfe brachte Chalfie seine Bakterien und Würmer zum Glühen (diese Studie publizierte er 1994 in “Science”, mit Prasher als Ko-Autor).

Währenddessen verbesserte Tsien die Fluorescenz von GFP beim Testen von verschiedenen mutanten Proteinen (publiziert in Nature, 1995).

Kurz gesagt, Shimomura, Tsien and Chalfie bekamen den Nobelpreis für die Entdeckung von GFP; aber Prasher wurde Busfahrer für ein Autohaus mit einem Lohn von 10 Dollar pro Stunde.

Aus gutem Willen wurde Prasher zur Verleihung des Nobelpreises eingeladen (vielleicht kann man es damit vergleichen, wenn man als Gast bei der Hochzeit seines/r Ex-FreundIn ist) wo sein Beitrag zur Arbeit von Chalfie und Tsien anerkannt wurde.

In Juni 2010 konnte Prasher als Forscher in eine Firma zurückkehren und arbeitete danach in Tsiens Lab (2012-2015).

Es ist nicht nur wichtig zu wissen was man macht, sondern auch zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein, um Nobelpreis-würdige Publikation zu haben (oder auch nur normale Publikationen).

Alles Gute für Prasher und die anonymen Helden die den Weg asphaltieren für die Wenigen, die zur Spitze kommen konnten.


Leider ist Roger Tsien vor kurzem unerwartet gestorben. Er wird ganz sicher von Kollegen und alle die seine Arbeit bewundern vermisst.